»Mitte Mai 1992 nahmen serbische Soldaten unseren Schmuck und Geld. Sie schlugen mich, zündeten einen Plastikeimer an, tropften geschmolzenes Plastik auf meine Hände. Ich wurde an diesem Tag so häufig vergewaltigt, dass ich das Bewusstsein verlor« erzählt Šerifa aus Tuzla in Liplje. Am nächsten Tag zwangen serbischen Soldaten einen gefolterten 76-jährigen dazu, Šerifa zu vergewaltigen.

„Ende April 1992 wurde mein Dorf Liplje, Gemeinde Zvornik, von der serbischen Armee besetzt. Sie kamen morgens und riefen über ein Megaphon zur Übergabe der wehrfähigen Männer auf. Diejenigen, die militärisch fähig waren, flohen und kehrten nicht mehr nach Hause zurück. Wir Frauen und Kinder wurden versklavt und in meinem Haus und in anderen Häusern des Dorfes eingesperrt. Und dann brach die Hölle los. Jeden Tag kamen serbische Soldaten, holten Mädchen und Frauen heraus und vergewaltigten sie. Die Frauen kamen zerzaust und weinend zurück, manche waren bewusstlos.

Mitte Mai 1992 befahlen die Soldaten uns, mit ihnen zu gehen und brachten uns zu einem anderen Haus in Liplje. Dort trafen wir auf 10 - 15 uns nicht bekannte serbische Soldaten. Sie nahmen unseren Schmuck und unser Geld und fingen an, mich zu schlagen. Sie zünden einen Plastikeimer an und tropften geschmolzenes Plastik auf meine Hände. Meine Schwiegermutter sah zu, sie flehte sie an, mich nicht anzufassen, denn wir hätten ihnen schon alles gegeben. Die Männer zogen uns nackt aus und trieben uns hinaus, damit uns alle sehen konnten. Sie brachten mich in das Haus von S.M., wo ich von mehreren Tschetniks vergewaltigt wurde. Auf meinen nackten Körper schrieben sie mit blauer Tinte „Serbische Hure“.

Ich wurde an diesem Tag so häufig vergewaltigt, dass ich das Bewusstsein verlor. Nach den Vergewaltigungen, schütteten sie solange kaltes Wasser auf mich, bis ich wieder bei Bewusstsein war, und so brachten sie mich zurück in mein Haus. Auf die gleiche Weise brachten sie andere Frauen ins Haus zurück. Am nächsten Tag kommen dieselben Männer wieder und bringen mich in dasselbe Haus wie am Tag davor. In diesem Haus finde ich einen älteren Mann, K.S., der 76 Jahre alt war. Ihm wurden alle Kleider vom Leib gerissen, er wurde geschlagen, alles war blutig. Der so geschlagene Mann wurde von Brzi und Tihi, zwei Männern einer serbischen Spezialeinheit, gezwungen, mich zu vergewaltigen. K.S. kann das nicht tun, er sagt, ich könne seine Enkelin sein. Dann befiehlt Brzi, dem alten Mann vor meinen Augen das Ohr abzuschneiden. Sie fingen an, mich zu schlagen und prügeln weiter auf K.S. ein. Sie schneiden ihm die Nase und andere Körperteile mit einem Messer ab. K.S. starb auf der Stelle.

Wir überlebten jeden Tag diese Hölle. Wir wussten nie, wann sie kommen würden oder was uns erwartete. Sie vergewaltigen uns, schlugen uns, folterten uns, zwangen uns, all ihre anderen Arbeiten zu verrichten, Uniformen zu nähen, zu waschen usw... Sie brachten eine Inschrift an meinem Haus an: „Großserbien“ und sie sagten mir, dass es nicht mehr mein Haus sei.”